Körper haben Herzen. Habe ich zwei Körper? Nein. Ich habe einen Körper und der hat Begierden. Und zwar Verlangen nach Falafel. Mein Verstand sagt mir, dass ich noch Essen im Kühlschrank habe. Würde ich es verbrauchen, dann würde ich Geld und Ressourcen sparen, da ich es morgen wahrscheinlich eher wegwerfen würde. Wollte ich nicht unbedingt ein noch nachhaltigeres Leben führen? Wenn nicht jetzt wann dann? Mein Körper meldet sich mit einem lauten Magenknurren zu Wort. Warum ist es gerade „Jetzt“ so schwer zu verzichten und meinen Vorsätzen treu bleiben? Weil mein Magen knurrt, meckert die innere Stimme „Team Körper“. Aha, der Magen knurrt. Aber werde ich jetzt verhungern, wenn ich noch den etwa 25 Minuten Heimweg, plus 10 Minuten die es braucht um das Essen warm zu machen, abwarten muss? Wohl kaum, meint „Team Verstand“. Mein Magen knurrt erneut und ich spüre deutlich meine Entscheidungsschwierigkeit. Ich lade mich ein, dieses Körpergefühl mal genauer zu beobachten. In meinem inneren Auge sehe ich mich in einer Zeit, in der ich meine Ernährung komplett umgestellt habe, um ein wenig abzunehmen. Damals habe ich mein Hungergefühl sehr gemocht. Der Grund dafür war, dass mein Ziel das Abnehmen war. Ich habe mich förmlich gefreut Hunger zu haben, da das Hungergefühl für gleichbedeutend mit Gewichtsverlust war. Aber warum will ich das Gefühl von Hunger „jetzt“ nicht haben, wenn ich doch in der nächsten Stunde nicht verhungern würde?
Damals hatte ich ein Ziel, erinnere ich mich. Und heute? Heute habe ich doch auch ein Ziel. Das Ziel ist nachhaltiger zu leben. Was braucht es „jetzt“, um mein Ziel zu erreichen? „Fokus“, meldet sich Team „Verstand“. Ja, genau. „Jetzt“ brauche ich meinen Fokus und ich erinnere mich an das Dehnen der Raum-Zeit, um erfolgreich Veränderungsprozesse zu durchschreiten. Ich lasse mich also auf mein Hungergefühl ein und trete den Heimweg an. „Team Körper“ meckert und zetert über meine Entscheidung. Er will essen und zwar „Jetzt“ und außerdem will er essen was er „Jetzt“ will. Das olle Essen zu Hause wäre „öde“ und so weiter… Ich lasse „Team Körper“ meckern und ziehe mein Bewusstsein von der Stimme ab. In der U-Bahn sehe ich interessante Menschen und lenke mein Bewusstsein auf sie. Schon muss ich aussteigen und laufe noch ein paar hundert Meter nach Hause. Zu Hause ziehe ich meine Jacke aus und wasche mir die Hände. Dann setzte ich mich auf einen Stuhl in meiner winzigen Küche und spüre erneut in mich hinein. Wo ist mein Hungergefühl? Ich kann es gerade nicht finden. Ganz in Ruhe hole ich die Reste aus meinem Kühlschrank und mache sie mir warm. Mir wird bewusst, dass ich mein Ziel erreicht habe. Das Gefühl mein Ziel erreicht zu haben, stimmt mich froh. Ich habe eine positive Erfahrung gemacht und es war am Ende nicht mal schwer. Ich bin stolz auf meine Willenskraft im Kleinen. Ich habe meinen Körper wieder eingenommen. Er soll meinem Geist dienen, denn mein Geist möchte den Lebensraum für meinen Körper, für meine Kinder und Kindeskinder erhalten. Ein nachhaltigeres Leben, lässt sich in unserer Gesellschaft, in unserem konsumorientierten, wenig nachhaltigen System, nur mit starker Willenskraft erreichen. Willenskraft muss, wie die körperlichen Muskeln auch, trainiert werden. Jeden Tag im Kleinen. Aber mir wird bewusst, dass die kleinen Schritte im Leben, uns am Ende zu den großen Zielen im Leben führen. Dafür muss ich nur mit meiner Willenskraft in meinen Körper einziehen und ihn dann auch bewohnen.
